Die Geschichte des Kitesurfens,
ist eine faszinierende Entwicklungsgeschichte eines modernen Extremsports, die Innovation, Technik, Wassersport und Adrenalin vereint. Unten findest du eine ausführliche Übersicht von den frühen Ursprüngen bis zur heutigen Popularität.
Frühe Ursprünge – Die Idee, sich vom Wind ziehen zu lassen
Antike und Mittelalter
Schon im 13. Jahrhundert sollen chinesische Fischer Drachen benutzt haben, um kleine Boote über das Wasser zu ziehen. Zwar war das kein Sport, doch es war ein früher Beleg dafür, dass der Wind als Antrieb über Wasser funktionieren kann.
19. Jahrhundert
George Pocock, ein englischer Lehrer, entwickelte im Jahr 1820 ein System, bei dem Kutschen durch große Lenkdrachen gezogen wurden. Er wollte so Steuerabgaben auf Pferdekutschen umgehen.
Pocock experimentierte auch mit der Nutzung von Drachen zur Fortbewegung auf Wasser.
Die technische Entwicklung des Kites
1970er–1980er: Die Pioniere
In den 1970er-Jahren experimentierten diverse Tüftler mit tragbaren Drachen zur Fortbewegung.
Der Franzose André Bruyneel baute erste Prototypen, aber es war der Franzose André Phillip, der erstmals mit einem aufblasbaren Kite arbeitete.
Ian Day und Keith Stewart testeten in den 1970ern Windsurfbretter, die mit Drachen gezogen wurden.
1977: Patent für den aufblasbaren Kite
Die Brüder Dominique und Bruno Legaignoux aus Frankreich gelten als zentrale Figuren: Sie entwickelten 1977 einen aufblasbaren Drachen, der stabil genug war, um Menschen über das Wasser zu ziehen.
Ihr Design war revolutionär, denn es ermöglichte das Wiederstarten des Kites aus dem Wasser – ein entscheidendes Merkmal für den Wassersport.
1990er: Geburt des modernen Kitesurfens
Erste Praxis-Versuche
Anfang der 90er begannen erste Wassersportler wie Manu Bertin und Raphaël Salles, ernsthaft Kitesurfboards zu entwickeln.
1996 gründete Flash Austin, ein ehemaliger Windsurfer, eine eigene Kiteboarding-Schule und begann, andere zu unterrichten.
Kommerzialisierung
Firmen wie Wipika (gegründet von den Legaignoux-Brüdern), Naish und Slingshot begannen, Kitesurfing-Ausrüstung serienmäßig herzustellen.
Robby Naish, ein bekannter Windsurf-Weltmeister, war einer der ersten prominenten Unterstützer des Sports und trug maßgeblich zur Verbreitung bei.
2000er: Der Boom des Kitesurfens
Kitesurfen verbreitete sich weltweit explosionsartig – besonders in windreichen Regionen wie Hawaii, Brasilien, Südafrika, Tarifa (Spanien) oder Cabarete (Dominikanische Republik).
Die Technik entwickelte sich weiter:
- Sicherheitssysteme wurden eingebaut.
- Depower-Systeme machten das Fahren sicherer.
- Board-Designs wurden vielfältiger: Twintips, Directionals, Foils.
- Erste Wettkämpfe wurden organisiert – darunter die PKRA World Tour (Professional Kiteboard Riders Association), heute die GKA Kite World Tour.
2010er bis heute: Reifephase und Olympischer Status
Der Sport differenzierte sich in verschiedene Disziplinen:
- Freestyle – Tricks und Sprünge
- Big Air – spektakuläre hohe Sprünge
- Wave Kitesurfing – in Brandung mit Surfboard
- Foil Kiting – mit Hydrofoil für geringeren Widerstand
- Racing – Wettkämpfe mit hoher Geschwindigkeit
2020 wurde Kitesurfen in der Disziplin Formula Kite (Racing mit Foil) für die Olympischen Spiele 2024 in Paris (mit Austragung in Marseille) aufgenommen.
Es ist die erste olympische Disziplin des Kitesurfens – ein bedeutender Meilenstein.
Heute: Ein globaler Lifestyle-Sport
Kitesurfen ist heute ein beliebter Lifestyle-Sport für Abenteuerlustige weltweit.
Es gibt hunderttausende Aktive, tausende zertifizierte Kiteschulen, spezialisierte Reiseanbieter und ein großes Angebot an Ausrüstung.
Durch YouTube, Social Media und Action-Cams wie GoPro hat sich die Sichtbarkeit des Sports vervielfacht.
Technik-Highlights der Kitesurf-Geschichte
Jahr Meilenstein
- 1977 Patent für aufblasbare Kites (Legaignoux)
- 1996 Erste kommerzielle Kites erhältlich
- 1999 Erste Weltmeisterschaften im Freestyle
- 2005 Einführung moderner Sicherheitssysteme
- 2010 Aufkommen von Hydrofoil-Kitesurfen
- 2020 Aufnahme ins Olympia-Programm für 2024
Grafische Zeitleiste – Die Entwicklung des Kitesurfens
- 1200er ▪ Chinesische Fischer nutzen Drachen zum Ziehen von Booten
- 1820 ▪ George Pocock zieht Kutschen mit Drachen
- 1970er ▪ Erste Experimente mit Drachen und Surfboards
- 1977 ▪ Legaignoux-Brüder entwickeln aufblasbaren Kite
- 1996 ▪ Kommerzielle Kiteboards & Kites gehen in Serie (Wipika, Naish)
- 1999 ▪ Erste Freestyle-Weltmeisterschaft
- 2005 ▪ Sicherheits- & Depower-Systeme etabliert
- 2010 ▪ Aufstieg des Foil-Kitesurfens
- 2020 ▪ Aufnahme von Formula Kite ins Olympia-Programm (Paris 2024)
- 2024 ▪ Erste olympische Medaillen im Kitesurfen (Marseille)
Glossar – Wichtige Begriffe im Kitesurfen
- Kite
- Lenkbarer Drachen, der den Surfer zieht
- Bar
- Steuerstange zum Lenken des Kites
- Depower
- Funktion zum Reduzieren der Zugkraft des Kites
- Twintip
- Boardtyp mit symmetrischer Nose & Tail – für Freestyle
- Directional
- Board wie ein Surfbrett – für Wellenreiten
- Foil
- Tragflügel unter dem Board, der Auftrieb im Wasser erzeugt
- Big Air
- Disziplin, bei der besonders hohe und lange Sprünge zählen
- Freestyle
- Tricks, Drehungen und Grabs während des Sprungs
- Wave
- Kiten in Brandungswellen, ähnlich dem Wellenreiten
- Launch
- Starten des Kites vom Land oder Wasser
- Self Rescue
- Technik zur Selbsthilfe, wenn der Kite nicht mehr fliegt
- Leash
- Sicherheitsleine, die den Kite mit dem Fahrer verbindet
Berühmte Kitesurfer*innen
Männer:
- Robby Naish (USA) – Windsurf-Legende, Kitesurf-Pionier
- Aaron Hadlow (UK) – Mehrfacher Freestyle-Weltmeister
- Kevin Langeree (NED) – King of the Air Gewinner
- Liam Whaley (ESP) – Freestyle-Star mit großem Social-Media-Einfluss
- Maxime Nocher (FRA) – Dominant im Foil-Racing
Frauen:
- Gisela Pulido (ESP) – Wunderkind & mehrfache Weltmeisterin
- Mikaili Sol (BRA) – Dominantin im Freestyle und Big Air
- Daniela Moroz (USA) – Weltmeisterin im Foil-Racing, Olympiakandidatin
- Karolina Winkowska (POL) – Weltmeisterin im Freestyle
- Moona Whyte (USA) – Spezialistin für Wave-Kitesurfen
Mini-Quiz: Wie gut kennst du die Geschichte des Kitesurfens?
1. Wer erfand den aufblasbaren Kite?
A) Robby Naish
B) Legaignoux-Brüder
C) Manu Bertin
D) Pocock
2. In welchem Jahr wurde Kitesurfen erstmals olympisch?
A) 1999
B) 2008
C) 2020
D) 2024
3. Welche Disziplin gehört zur Olympia-Version?
A) Freestyle
B) Wave
C) Big Air
D) Formula Kite (Racing mit Foil)
4. Wo liegt Europas Kitesurf-Mekka?
A) El Gouna
B) Tarifa
C) Cumbuco
D) Cabarete
5. Was ist ein Twintip?
A) Eine Kite-Bar mit zwei Leinen
B) Ein Brett mit zwei Finnen
C) Ein Board mit zwei identischen Enden
D) Ein Trick beim Springen
Antworten:
1 – B, 2 – D, 3 – D, 4 – B, 5 – C ✅